Geschichten! – brauchst du sonst noch was?

Türchen

Auf besonderen Wunsch

noch eine

Collins Kleine Katastrophe

Collin Sommer (fast 12), jüngster Spross von vier Geschwistern, hat ein Problem. Sein Leben scheint aus Missverständnissen und kleinen Katastrophen zu bestehen. Denn egal, was er erzählt, es klingt eher fantasievoll als glaubhaft. Und egal, aus welchen Motiven er handelt, häufig endet das, was er tut, in einem Desaster.

Aber lies selbst … 

O du fröhliche 

„Weißt du schon, was du morgen zu Weihnachten bekommst?“ Moritz Habermann faltete einen frischen Ausdruck zur Hälfte. Dann knickte er ihn ein weiteres Mal und steckte das Papier in einen großen, braunem Umschlag.

„Nee“, antwortete Collin. „Aber es wird sicher nicht das sein, was ich mir am meisten wünsche.“ Er griff ebenfalls einen der Drucke und faltete den Bogen, wie sein Freund es eben vorgemacht hatte.

Sie saßen bei Moritz im Zimmer und arbeiteten an ihrem geheimen Projekt.

„Ich werde ein Headset bekommen. Hab ich schon entdeckt. Bei meiner Mutter im Schrank.“

„Du luscherst?“ Collin sah seinen Freund an. „Dann nimmst du dir doch selbst die ganze Überraschung?“

„Ja, aber es hat den Vorteil, dass wenn es etwas ist, was ich mir nicht gewünscht habe, habe ich Zeit genug noch einmal nachzuhaken.“
Moritz zeigte auf den braunen Umschlag. „Meinst du nicht, das reicht?“

„Hmmm … wie viel haben wir?“ 

„Sechszehn, glaube ich“, antwortete Moritz.

Collin überlegte. „Ich glaube eins sollten wir noch suchen. Vielleicht etwas, was viel weiter weg liegt.“

Moritz setzte sich wieder an seinen Computer und durchforstete das Internet.

„Hier,“ sagte er nach einer Weile und vergrößerte das Bild. „Mit Luxus und so. Sogar einen Pool gibt es.“

„Und es ist weit weg.“ Collin nickte begeistert.

„Ungarn ist ziemlich gut weit weg.“ Moritz druckte die Seite aus.

„Das wäre echt cool, wenn das klappen würde, was?“ Collin gab sich dem Gedanken hin. „Stell dir vor, Aileen müsste nicht wegziehen. In dem Haus ist ja massenhaft Platz für so viele Personen. Sie müsste nur ihre Eltern überreden.“

„Ernsthaft, Coll? Du weißt schon, dass Aileen  mindestens noch fünf Geschwister hat.“

„Na und? Wir sind auch vier Kinder!“

„Ja, schon. Aber bei denen wohnt auch noch die Oma.“

„Egal. Hauptsache der Prof ist weg. Und sie müsste nicht mit ihrer Familie in eine andere Stadt ziehen.“

„Manchmal machst du mir Angst, Collin Sommer. Bist du verknallt in Aileen?“

„Quatsch!“ Collin errötete. „Wie wollen wir unser Projekt nennen?“, fragte er schnell.

„Nicht ablenken.“ Moritz lachte. „Es ist deine Idee. Sag du …“

„Plan Becker.“

„Klingt blöd!“ Moritz steckte das letzte Blatt in den Umschlag. „Wie wäre es mit: ‚Weg mit Nachbar-Schreck‘?“ Er reichte Collin den Briefumschlag. „Willst du noch einen Brief dazu schreiben?“

Collin zog die Unterlippe ein und nickte. „Dann sieht es wie Werbung aus. Gute Idee, Mo.“

Sie setzten sich gemeinsam an den Rechner und bastelten eine bunte Werbeseite.

🎄Nie mehr einsam zu Weihnachten.🎄

👍Gute Vorschläge für ein Altersheim.

🛵Beeilen Sie sich. Es sind nicht mehr viele Plätze frei.

Stolz betrachteten sie ihr Werk bevor sie es zu den anderen Ausdrucken in den Umschlag packten.

„Das ist okay“, sagte Collin und leckte die Gummierung an.
„Was ist okay?“ Mo stellte ihm ein Glas Limonade hin und trank seines in einem Zug aus. 

„Der Name vom Projekt: Weg mit Schreck!“, antwortete Collin.

„Wenn du meinst.“ Mo zuckte mit den Schultern. „Brauchst du eine Briefmarke oder steckst du das Ding gleich in seinen Briefkasten?“

🎄🎄🎄🎄🎄

Der 24. Dezember war bei Familie Sommer eher hektisch als besinnlich. 

Tante Dora, Collins Großtante, kam jedes Jahr zu Besuch. Sie blieb meist ein paar Tage. Da musste einiges organisiert werden, bis alles zu Moms Zufriedenheit war. Erst zum Abend hin würde es ruhiger werden.

Collin mochte die Sommerschen Weihnachtsrituale. Vor der Bescherung wurde gegessen. Dann ging es gemeinsam ins Wohnzimmer, die Tannenbaumbeleuchtung wurde eingeschaltet und Paps verkündete, wie jedes Jahr, er würde nachher „Oh Du Fröhliche“ auf der Ukulele spielen. Mom lächelte dann so komisch und endlich ging es ans Geschenkeverteilen. Tante Dora erzählte Geschichten, die Zwillinge stritten und Charly telefonierte mit ihrem Freund. 

Er freute sich auf diesen Abend.

„Collin, stellst du bitte einen weiteren Teller auf den Tisch?“ Frau Sommer drapierte Servietten um die Gedecke und rückte Gläser zurecht. „Und das Besteck nicht vergessen. Wir erwarten noch einen Gast.“

Collin kam mit dem Gewünschten ins Esszimmer. Er stellte liebevoll den Teller auf den freien Platz und ordnete Messer und Gabel sorgfältig daneben. 

„Wer kommt denn noch?“, fragte er, während er eine Serviette zu einem Tannenbaum faltete.

Aber Mom antwortete nicht. Sie war bereits auf dem Weg in die Küche.

Collin war aufgeregt. Vielleicht bekam er doch ein Smartphone. Immerhin, er hatte sich in diesem Jahr besonders Mühe gegeben fast brav zu sein. Ob er einen kurzen Blick ins Wohnzimmer werfen sollte? Die Geschenke lagen schon unter dem Baum. Wenn er eines in der Größe einer Handyschachtel sehen könnte, dann wäre er weniger nervös. Er schlich um die Wohnzimmertür, als es klingelte.

„Ich mach auf!“, rief er, froh darüber, dass Tante Dora rechtzeitig kam, um ihn von dem Vorhaben des Luschens abzuhalten.

Er rannte zur Haustür, Jack rannte ihm bellend hinterher. In Erwartung eines feuchten Tantchenkusses und Haaregewuschels riss er die Tür auf. 

Davor stand Professor Becker. In der einen Hand eine Schachtel Pralinen, in der anderen Hand einen braunen Briefumschlag.

Collin wollte gerade die Tür wieder zuknallen, als seine Mutter ihn beiseiteschob. 

„Professor Becker! Wie schön, dass sie unserer Einladung zum Weihnachtsfest gefolgt sind. Kommen Sie doch rein. Wir freuen uns über Ihren Besuch.“

🎄🎄🎄🎄🎄

Oh du fröhliche … es gab kein Smartphone. Es gab Ärger. Die Erklärung, dass Collin nur an das Wohl des alten Mannes gedacht hatte, ließen die Erwachsenen nicht gelten. 

„Ach Kröte.“ Später, als Professor Becker gegangen war und sich die Lage etwas entspannt hatte, nahm Charly ihn in den Arm. „Der Plan war nicht so prima, was?“ 

„Einen Versuch wars wert“, antwortete er und kuschelte sich an seine Schwester. „Es waren wirklich tolle Altenheime, echt! Sogar eines mit Pool.“

Morgen gibt es kein Türchen mehr .... schade.

Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, diesen Adventskalender zu basteln. 

Die kleinen Katastrophen von Collin sind, bis auf eine Geschichte, ganz frisch aus meiner Feder geflossen. Collin und ich hatten unterhaltsame Stunden.
Er lässt euch alle recht herzlich grüßen und ausrichten, dass die Katastrophen sich wirklich so zugetragen haben – ehrlich- und er sich freuen würde, wenn ihr sein ganz großes Abenteuer lest. Das sich – natürlich – auch genauso zugetragen haben wird, wie die Autorin es aufschreibt. 

Ich bedanke mich für euer Interesse und das tolle Feedback.

Ihr seid klasse ❤️

Ich wünsche Euch ein besinnliches Fest ohne Katastrophen, dafür mit ganz viel Liebe,

Eure Tilly

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