Geschichten! – brauchst du sonst noch was?

Türchen

Inhalt heute:

Einen hab ich noch!

Episoden aus der Reha – oder: wie man Langeweile bekämpft

Eine epische E-Mail Geschichte.

Letzte E-Mail aus St.Peter Ording / So 04.11.2012

Also Mädels, jetzt ist der Kohl fett! 

Das muss ich unbedingt loswerden. Vorher muss ich mich aber noch übergeben. (Würg … Arrgh … Würg)

Es ist unfassbar, was es alles für Gerüche in dieser Welt gibt. 

Es gibt den Duft von Blumen auf einer Sommerwiese. Den kann nur ein Hundehaufen etwas trüben.
Dann gibt es den Duft von frisch gegrilltem Fleisch. Den kann man überschatten, indem man einen Eimer mit Wochenabfall daneben stellt. 

Es gibt den Wohlgeruch von frisch gewaschener Wäsche auf der Leine, die den Sommerwind eingefangen hat. Diesen Geruch kann nur Katzenpisse trüben. 

Aber das, was ich heute Abend gerochen habe, lässt Geruchszellen platzen. Es ist kaum zu beschreiben. Ich versuche es trotzdem mal. 

(Augen zu und vorstellen, bitte!) 

Reste von Erbrochenem, dezent verblieben unter einem schlecht sitzenden Gebiss. Darauf den kalten Hauch einer fetten Zigarre. Dieses Duftgewerk ringelt sich als grüner Duftfaden um die Ausdünstungen einer von Rheumasalbe durchsetzten Bluse. Habt ihr es? Könnt ihr es riechen? 

So riecht meine neue Tischnachbarin vis-á-vis. 

Wahrscheinlich werde ich bis zum Rest meiner Tage diesen Geruch nicht mehr aus der Nase bekommen. Da kommt einem das Essen hoch. Ich werde mir gleich die Pfefferminzteebeutel als Ohrringe umhängen, in der Hoffnung auf Besserung.
Ist das zu glauben? Es sind doch nur noch vier Tage, mit dem Rest von heute. Dann kann ich endlich nach Hause. Aber in vier Tagen kann man verhungern, oder? Da kann ich mich nicht mehr hinsetzen. Den Gestank halte ich nicht aus. Oder bin ich zu empfindlich? 

Es gibt aber auch etwas Erfreuliches zu berichten. Ist ja nicht alles blöd hier. 

Gestern Abend hatten wir Kultur. Ein Gospelchor gab im Vortragsraum eine Vorstellung. 

Das waren so an die 30 Leute, die fröhlich die Frohe Botschaft gesungen haben. Richtig nett war das. Wir durften sogar mitsingen. 

Der Oberarzt der Psychos ist Mitglied im Chor. Er stand in der hinteren Reihe und hat beim Singen mit dem Oberkörper gewackelt. Vor und zurück – vor und wieder zurück. Im Takt.
Da musste ich immer hinkucken. Ein wenig erinnerte er mich an Stevie Wonder, nur eben in weiß und ohne Sonnenbrille.

Irritierend war auch, wenn sich der Chorleiter – er spielte das fahrende Klavier – auf seinen Klavierschemel setzte. Der Hocker musste neu sein. Er knartschte und pupste bei jeder Bewegung. Der Hocker. Und so ein Pianist bewegt sich schon mal öfter hin und her, wenn ihn der Rhythmus packt.
Das hat mich ein bisschen von der Musik abgelenkt.

Abgelenkt hat mich auch der Arsch aus der Reihe vor mir. Er gehörte zu einem jungen Mann, der an den Seiten seines Stuhls überlappte. 

Mein Blick wanderte immer wieder zu diesem behaarten Hinterteil, welches keck aus der Hose lugte, um dann sofort wieder zurück zu dem wackelnden Oberarzt zu wandern, aber nicht, ohne noch kurz den Kopf zu neigen, damit ich das Sitzgeräusch vom Chorleiter nicht verpasse! Oh Happy Day! Ein wahrer Kunstgenuss. 

Eine CD von der Gruppe habe ich mir aber nicht gekauft. 

So meine Lieben. Meine Geruchsnerven haben sich etwas beruhigt. 

Vielleicht mache ich aus meinem Ohropax ein paar Nasopax und stopfe sie mir zu den Mahlzeiten in die Nasenlöcher. Die Dinger sind quietschegelb. Ich könnte ja behaupten, ich hätte Schnupfen… Keine schlechte Idee. 

Gute Nacht ihr Lieben,

bis bald,

eure Tilly.

Morgen gibt es wieder einen Leckerbissen aus "Collins kleine Katastrophen"

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